Als Autofahrer kennen Sie die Situation sicherlich: Sie sind auf einer Landstraße unterwegs, vor Ihnen fährt ein langsames Fahrzeug, und Sie entscheiden sich zum Überholen. Doch was, wenn dieses Manöver als gefährlich eingestuft wird und Sie plötzlich eine Anzeige wegen Überholens mit Gefährdung erhalten? In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was es mit einer solchen Anzeige auf sich hat, welche rechtlichen Konsequenzen drohen können und wie Sie sich am besten verteidigen.
Ihre Ansprechpartnerin
Katharina Riedl
Dr. Christian Meisl
Sebastian Kleber
Das Wichtigste im Überblick:
- Eine Anzeige wegen gefährlichen Überholens kann schwerwiegende rechtliche und persönliche Konsequenzen haben.
- Erfahrene Anwälte können oft eine Verfahrenseinstellung oder deutliche Strafminderung erreichen.
- Frühzeitige rechtliche Beratung ist entscheidend, um Ihre Chancen auf ein positives Ergebnis zu maximieren.
Was bedeutet „Überholen mit Gefährdung“?
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was genau unter „Überholen mit Gefährdung“ zu verstehen ist. Laut §5 der Straßenverkehrsordnung (StVO) darf ein Überholvorgang nur dann eingeleitet werden, wenn eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist. Zudem muss der Überholende sich davon überzeugen, dass während des gesamten Überholvorgangs für eine ausreichende Übersichtlichkeit gesorgt ist und der Überholvorgang unter Berücksichtigung der Geschwindigkeitsunterschiede aller Beteiligten rechtzeitig abgeschlossen werden kann.
Ein gefährliches Überholmanöver liegt vor, wenn:
- Andere Verkehrsteilnehmer gefährdet oder behindert werden
- Die Sichtverhältnisse nicht ausreichend sind (z.B. in Kurven oder bei Nebel)
- An unübersichtlichen Stellen oder bei unklarer Verkehrslage überholt wird
- Die Geschwindigkeitsdifferenz zu gering ist, um den Überholvorgang zügig abzuschließen
Welche rechtlichen Konsequenzen drohen?
Die rechtlichen Folgen eines gefährlichen Überholmanövers können erheblich sein und reichen von einer Ordnungswidrigkeit bis hin zu einer Straftat. Die genauen Konsequenzen hängen von der Schwere des Verstoßes und den Umständen des Einzelfalls ab:
- Ordnungswidrigkeit:
- Bußgeld zwischen 70 und 320 Euro
- 1 bis 2 Punkte im Fahreignungsregister
- Mögliches Fahrverbot von 1 bis 3 Monaten
- Straftat (bei konkreter Gefährdung anderer):
- Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren
- Führerscheinentzug
- Eintragung ins Bundeszentralregister
Zusätzlich zu den rechtlichen Konsequenzen können auch versicherungstechnische Folgen drohen, wie z.B. eine Hochstufung in der Kfz-Versicherung oder Probleme beim Abschluss neuer Versicherungsverträge.
Verteidigungsstrategien und rechtliche Möglichkeiten
Wenn Sie eine Anzeige wegen Überholens mit Gefährdung erhalten haben, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und überlegt zu handeln. Als erfahrene Verkehrsrechtsanwälte der Kanzlei Dr. Meisl setzen wir uns dafür ein, die bestmögliche Verteidigungsstrategie für Sie zu entwickeln. Hier einige der Ansätze, die wir in solchen Fällen verfolgen:
- Prüfung der Beweislage: Wir analysieren sorgfältig alle vorhandenen Beweise, einschließlich Zeugenaussagen, Fotos oder Videoaufnahmen. Oft lassen sich hier Schwachstellen in der Anklage finden.
- Hinterfragung der Messungen: Falls Geschwindigkeitsmessungen eine Rolle spielen, prüfen wir die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der verwendeten Geräte.
- Technische und rechtliche Feinheiten: Wir nutzen unser umfassendes Fachwissen, um mögliche Verfahrensfehler oder Ungenauigkeiten in der Anklage aufzudecken.
- Argumentation mit mildernden Umständen: In vielen Fällen können wir erfolgreich argumentieren, dass besondere Umstände vorlagen, die das Überholmanöver rechtfertigten oder zumindest die Schuld mindern.
Warum Sie einen erfahrenen Anwalt konsultieren sollten
Die Verteidigung gegen eine Anzeige wegen gefährlichen Überholens ist komplex und erfordert fundiertes rechtliches Know-how. Als Fachanwälte für Verkehrsrecht bieten wir Ihnen tiefgreifende Expertise. Wir sind stets über die neuesten Entwicklungen in der Rechtsprechung informiert und wissen, wie wir diese zu Ihrem Vorteil nutzen können. Da jeder Fall einzigartig ist, entwickeln wir individuelle, maßgeschneiderte Verteidigungsstrategien, die exakt auf Ihre spezifische Situation zugeschnitten sind. Unsere umfassende Betreuung erstreckt sich von der ersten Beratung bis zur Vertretung vor Gericht. Dabei stehen wir Ihnen durchgehend zur Seite und halten Sie über jeden Schritt des Verfahrens auf dem Laufenden. Unsere Kompetenz wird durch nachweisbare Erfolge unterstrichen. Unsere hohe Erfolgsquote bei der Reduzierung von Strafen oder sogar der Einstellung von Verfahren spricht für sich und verdeutlicht unsere Fähigkeit, Ihre Interessen effektiv zu vertreten.
Praktische Tipps im Umgang mit einer Anzeige
Sollten Sie eine Anzeige wegen Überholens mit Gefährdung erhalten, ist es wichtig, einige entscheidende Schritte zu beachten. Zunächst bewahren Sie Ruhe und vermeiden Sie voreilige Aussagen gegenüber der Polizei. Es ist ratsam, den Vorfall so detailliert wie möglich zu dokumentieren, einschließlich Ort, Zeit, Wetterbedingungen und beteiligter Fahrzeuge. Falls Zeugen anwesend waren, notieren Sie deren Kontaktdaten. Bevor Sie auf die Anzeige reagieren, sollten Sie umgehend einen auf Verkehrsrecht spezialisierten Rechtsanwalt kontaktieren. Sobald Sie anwaltlich vertreten sind, folgen Sie dessen Anweisungen und überlassen Sie ihm die Kommunikation mit den Behörden. Diese Vorgehensweise kann Ihre rechtliche Position stärken und die Chancen auf ein günstigeres Ergebnis erhöhen.
Häufig gestellte Fragen
Was genau gilt als "Überholen mit Gefährdung"?
Als „Überholen mit Gefährdung“ gilt jedes Überholmanöver, bei dem andere Verkehrsteilnehmer gefährdet oder behindert werden. Dies kann der Fall sein, wenn bei unzureichenden Sichtverhältnissen, an unübersichtlichen Stellen oder bei zu geringer Geschwindigkeitsdifferenz überholt wird. Auch das Schneiden nach dem Überholvorgang oder das Nötigen des Überholten zum Bremsen fallen darunter.
Welche Strafen drohen bei einer Anzeige wegen gefährlichen Überholens?
Die Strafen können je nach Schwere des Verstoßes variieren. Bei einer Einstufung als Ordnungswidrigkeit droht ein Bußgeld zwischen 70 und 320 Euro, 1 bis 2 Punkte im Fahreignungsregister sowie ein mögliches Fahrverbot von 1 bis 3 Monaten. Wird die Tat als Straftat eingestuft, etwa bei konkreter Gefährdung anderer, kann es zu einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren, Führerscheinentzug und einer Eintragung ins Bundeszentralregister kommen.
Wie kann ich mich gegen eine Anzeige wegen gefährlichen Überholens verteidigen?
Die beste Verteidigung hängt vom Einzelfall ab. Generell empfiehlt es sich, keine voreiligen Aussagen gegenüber der Polizei zu machen und den Vorfall genau zu dokumentieren, einschließlich Ort, Zeit, Wetterbedingungen und beteiligter Fahrzeuge. Notieren Sie Kontaktdaten möglicher Zeugen und konsultieren Sie umgehend einen spezialisierten Verkehrsrechtsanwalt. Dieser kann die Beweislage prüfen und mögliche technische oder rechtliche Fehler in der Anklage identifizieren. Gerne können Sie sich an unsere Kanzlei wenden.
Kann ein Anwalt wirklich helfen, die Strafe zu reduzieren oder das Verfahren einzustellen?
Ja, ein erfahrener Verkehrsrechtsanwalt kann oft eine Verfahrenseinstellung oder deutliche Strafminderung erreichen. Durch genaue Prüfung der Beweislage, Aufdecken von Verfahrensfehlern oder Argumentation mit mildernden Umständen können die rechtlichen Konsequenzen häufig gemindert werden.
Was passiert, wenn ich die Anzeige ignoriere?
Ignorieren Sie eine Anzeige auf keinen Fall. Dies kann zu einer Verschärfung der Strafe führen. Im schlimmsten Fall kann ein Strafbefehl erlassen werden, der ohne Ihre Einspruchsmöglichkeit rechtskräftig wird. Es ist immer ratsam, auf eine Anzeige zu reagieren – am besten nach Rücksprache mit einem Anwalt.
Kann ich meinen Führerschein verlieren, wenn ich wegen gefährlichen Überholens angezeigt werde?
Ja, in schweren Fällen oder bei Wiederholungstätern ist ein Führerscheinentzug möglich. Bei einer Einstufung als Ordnungswidrigkeit droht ein Fahrverbot von 1 bis 3 Monaten. Wird die Tat als Straftat eingestuft, kann der Führerschein für längere Zeit entzogen werden. Ein spezialisierter Anwalt kann oft helfen, den Führerscheinverlust abzuwenden oder die Dauer des Fahrverbots zu reduzieren.
Wie lange bleibt eine Anzeige wegen gefährlichen Überholens in meiner Akte?
Die Dauer hängt davon ab, ob der Vorfall als Ordnungswidrigkeit oder Straftat eingestuft wird. Ordnungswidrigkeiten werden nach 2,5 Jahren aus dem Fahreignungsregister gelöscht. Straftaten bleiben je nach Schwere 5 bis 10 Jahre im Bundeszentralregister. Ein Anwalt kann möglicherweise erreichen, dass der Vorfall als minder schwerer Fall eingestuft wird, was die Tilgungsfrist verkürzen kann.
Was sollte ich tun, wenn ich Zeuge eines gefährlichen Überholmanövers werde?
Als Zeuge sollten Sie, wenn möglich, das Kennzeichen des überholenden Fahrzeugs notieren und sich Ort, Datum und Uhrzeit des Vorfalls merken. Stellen Sie Ihre Kontaktdaten der Polizei zur Verfügung, falls Sie als Zeuge benötigt werden. Beschreiben Sie den Vorfall möglichst genau, ohne zu spekulieren oder zu übertreiben. Wichtig: Greifen Sie niemals selbst ein oder verfolgen Sie den Überholenden, da dies zu gefährlichen Situationen führen kann.
Welche Rolle spielen Dashcam-Aufnahmen bei einer Anzeige wegen gefährlichen Überholens?
Dashcam-Aufnahmen können als Beweismittel dienen, unterliegen aber strengen rechtlichen Vorschriften. Grundsätzlich ist die anlasslose Daueraufzeichnung in Deutschland nicht erlaubt. Kurzzeitige, anlassbezogene Aufnahmen können jedoch unter Umständen als Beweismittel zugelassen werden. Ein Anwalt kann beurteilen, ob und wie Dashcam-Aufnahmen in Ihrem Fall verwendet werden können. Gerne stehen wir für eine Einschätzung hierfür zur Verfügung.
Wie kann ich gefährliche Überholmanöver vermeiden?
Um gefährliche Überholmanöver zu vermeiden, sollten Sie nur überholen, wenn Sie die Strecke vollständig einsehen können. Schätzen Sie die Geschwindigkeit des zu überholenden Fahrzeugs richtig ein und halten Sie ausreichend Abstand. Vermeiden Sie das Überholen in Kurven, an Kuppen oder bei durchgezogenen Linien. Seien Sie bei schlechten Wetterbedingungen besonders vorsichtig und verzichten Sie im Zweifel lieber auf das Überholen. Halten Sie sich immer an die geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen. Denken Sie daran: Sicherheit geht immer vor Zeitersparnis. Im Zweifelsfall ist es besser, etwas länger hinter einem langsamen Fahrzeug zu bleiben, als ein riskantes Überholmanöver zu starten.